Entscheidung nach positivem Dopingbefund: Olympiasiegerin darf beim Weltcup nicht antreten
Oberhof (Thüringen) – Die Skilangläuferin Victoria Carl (30) hat Klarheit erhalten: Die Olympiasiegerin von 2022 wird aufgrund eines positiven Dopingtests im März die Winterspiele in Mailand und Cortina im kommenden Februar verpassen. Welche Auswirkungen hat das auf ihre sportliche Laufbahn?
Der Deutsche Skiverband (DSV) erklärte am Dienstag, dass eine Teilnahme "nach dem derzeitigen Stand des Verfahrens ausgeschlossen" sei. Ein offizielles Urteil der Nationalen Anti-Doping-Agentur steht zwar wenige Tage vor Beginn der Weltcupsaison noch aus.
Fest steht jedoch: Carl ist vom Wettkampfbetrieb ausgeschlossen und darf auch nicht mehr mit dem deutschen Team trainieren.
In den letzten Tagen berichtete Carl auf Instagram von Momenten, in denen sie fast aufgeben wollte. Auch am Dienstag sprach sie von einer „sehr schwierigen Zeit“, in der sie stets hoffte, dass sich die Situation noch zum Positiven wenden würde. Dies geschah jedoch nicht. Ein milderes Urteil, wie es beispielsweise beim Tennisprofi Jannik Sinner (24) mit nur drei Monaten Sperre der Fall war, ist nicht zu erwarten.
Nach der vergangenen Weltcupsaison, in der Carl den zweiten Gesamtrang belegte, wurde sie bei einer Kontrolle im Rahmen der Militär-Weltmeisterschaft positiv auf den Wirkstoff Clenbuterol getestet.
Nach Angaben von Carl und dem DSV befand sich der Wirkstoff in einem Hustensaft, den ihr ein Bundeswehr-Arzt verabreicht hatte. „Fehler anderer oder Unwissenheit schützen jedoch nicht vor Strafen“, hatte Bundestrainer Peter Schlickenrieder (55) kürzlich betont.
Im Jahr 2022 hatte Carl gemeinsam mit Katharina Hennig (29) überraschend Gold im Teamsprint bei den Olympischen Spielen in Peking gewonnen. Auch bei den Spielen in Mailand hätte sie laut Schlickenrieder „am ehesten eine Einzelmedaille gewinnen können“. „Es tut mir sehr leid für jemanden, der den Langlaufsport so liebt und lebt wie sie“, fügte der Bundestrainer hinzu.
Im Hinblick auf die zu erwartende Sperre drängt sich ein Vergleich mit einem ähnlichen Fall auf: Norwegens Topläuferin Therese Johaug (37) wurde 2016 positiv auf das verbotene anabole Steroid Clostebol getestet.
Dieser Wirkstoff war in einer Creme enthalten, die Johaug von einem Teamarzt gegen einen Sonnenbrand erhielt. Obwohl der Arzt die volle Verantwortung übernahm, wurde Johaug dennoch für 18 Monate gesperrt.
Im schlimmsten Fall könnte Carl sogar für vier Jahre gesperrt werden. Selbst eine Sperre über zwei Saisons hätte erhebliche Konsequenzen: Sie würde die Weltmeisterschaften 2027 in Falun verpassen und erst zur Saison 2027/28 zurückkehren, in der keine Großveranstaltung ansteht.
Am Dienstag äußerte Carl die Hoffnung auf eine „zeitnahe und angemessene Entscheidung, die mir zumindest eine realistische Möglichkeit gibt, meine Karriere fortzusetzen“.