Reaktion des Deutschen Turner-Bunds auf den Missbrauchsskandal: Trainerin Claudia Schunk vorübergehend suspendiert
Von Patrick Reichardt
Mannheim – Der Deutsche Turner-Bund (DTB) reagiert nach den weitreichenden Enthüllungen von Missbrauchsfällen mit weiteren Maßnahmen und hat die Nachwuchs-Bundestrainerin Claudia Schunk für eine Übergangsphase von vier Wochen suspendiert.
Während dieser Zeit soll Schunk weder für Lehrgänge noch für Wettkämpfe verantwortlich sein, wie der Verband der Deutschen Presse-Agentur am Abend auf Anfrage bekanntgab. Zuvor berichtete auch der SWR über diesen Vorgang.
Der DTB unterstrich, dass "mit dieser Suspendierung keinesfalls das Resultat der laufenden Untersuchungen vorweggenommen wird".
Ende Januar hatte Schunk im Gespräch mit dem SWR betont: "Die Gesundheit der Turnerinnen hat bei allen Trainingsbedingungen absolute Priorität."
Der Verbandswille zufolge wurden am Stützpunkt Mannheim am vergangenen Mittwoch "staatsanwaltschaftliche Ermittlungsmaßnahmen" eingeleitet.
Dabei werde jeder Hinweis "sehr ernst" genommen und sorgfältig geprüft, um "ein vollständiges Bild der Lage" zu erhalten. Hierzu wurden auch "umfassend positive Berichte" von Athletinnen, Trainerinnen und Eltern in die Überlegungen einbezogen.
Bereits Ende letzten Jahres brachte die ehemalige Turnerin Tabea Alt schwerwiegende Anschuldigungen gegen den Stützpunkt in Stuttgart an die Öffentlichkeit.
Sie berichtete, dass es sich nicht um Einzelfälle handelte: "Essstörungen, Straftrainings, Schmerzmittelmissbrauch, Drohungen und Demütigungen gehörten zum alltäglichen Programm. Heute weiß ich, dass dies systematischer körperlicher und mentaler Missbrauch war."
Im Anschluss äußerten sich weitere ehemalige und auch aktive Turnerinnen, unter ihnen die deutsche Rekordmeisterin Elisabeth Seitz.
Im Fokus der Untersuchungen stehen neben dem Kunstturnforum Stuttgart – wo bereits zwei Trainer suspendiert wurden – auch der Stützpunkt in Mannheim, der wegen harter und autoritärer Trainingsmethoden kritisch betrachtet wird. Schunk trug über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren die Verantwortung am Mannheimer Stützpunkt.