Im Zentrum des Turnskandals: Neuer Leiter wechselt an Stuttgarts Sportstützpunkt
Von Kristina Puck
Stuttgart – Während die Aufarbeitung des Turnskandals weiter voranschreitet, setzt der Schwäbische Turnerbund in Stuttgart auf frischen Wind an der Spitze seines Sportstützpunkts. Dies ist nicht die erste personelle Maßnahme in dieser turbulenten Zeit.
Nach über 38 Berufsjahren wird Michael Breuning in den Ruhestand verabschiedet, wie der Schwäbische Turnerbund (STB) bekanntgab. Nicolas Windelband (35) tritt ab dem 1. März die Nachfolge an und übernimmt die Leitung. STB-Präsident Markus Frank zeigte sich erfreut und betonte, dass der Verband sich „auf viele neue Impulse“ freue und man einen „starken Nachfolger“ gefunden habe.
Der Neuzugang Windelband stammt vom Badischen Turner-Bund, wo er zuletzt die Verantwortung für die Koordination des Spitzensports trug. Laut Berichten der „Stuttgarter Zeitung“ und der „Stuttgarter Nachrichten“ wird Breuning nicht, wie ursprünglich geplant, im Juni die Position des Vizepräsidenten für olympische Spitzenleistungen beim STB übernehmen.
Der Missbrauchsskandal im deutschen Turnen sorgt seit Wochen für breite Aufmerksamkeit. Bereits kurz vor Weihnachten äußerten ehemalige Auswahlathletinnen wie Tabea Alt (24) und Michelle Timm (27) zusammen mit weiteren Turnerinnen gravierende Vorwürfe bezüglich der Zustände am Bundesstützpunkt in Stuttgart.
Unter anderem wurde massiver körperlicher und seelischer Missbrauch sowie unzumutbare Rahmenbedingungen kritisiert.
Auch der Sportstützpunkt in Mannheim geriet ins Rampenlicht, wo vor allem strenge und autoritäre Trainingsmethoden beanstandet wurden.
Landeskriminalamt leitet Ermittlungen ein
Sowohl der STB als auch der Deutsche Turner-Bund (DTB) arbeiten intensiv an der umfassenden Aufklärung des Skandals. Zur Unterstützung wurde Mitte Januar eine Kanzlei aus Frankfurt am Main beauftragt, und ein Trainerduo wurde von seinen Aufgaben im Stuttgarter Kunst-Turn-Forum entbunden.
Darüber hinaus hat das Landeskriminalamt Baden-Württemberg Ermittlungen gegen einen ehemaligen Trainer des Stuttgarter Kunst-Turn-Forums aufgenommen. Laut Angaben der Staatsanwaltschaft Stuttgart wurde in mehreren Fällen ein Verfahren wegen des Verdachts der Nötigung eingeleitet.
Im Rahmen der Ermittlungen wurden auch Durchsuchungen vorgenommen – dpa-Informationen zufolge unter anderem in der Geschäftsstelle des STB. Weder der DTB noch einzelne Verantwortliche des DTB sind derzeit als Beschuldigte in das laufende Verfahren involviert.
Beide Verbände sprechen sich in ihren Stellungnahmen positiv zur strafrechtlichen Aufarbeitung des Falles aus.