Vorwurf unsachgemäßen Trainings: Olympiasieger äußert sich zu heftiger Kritik
Von Maximilian Wendl
Stuttgart – Der 35-jährige Springreit-Olympiasieger Christian Kukuk hat auf die Anschuldigung reagiert, seine Stute nicht ordnungsgemäß trainiert zu haben, und einen Fehler eingestanden.
„Ich habe die Vorwürfe verstanden und kann sie vollkommen nachvollziehen“, erklärte Kukuk vor seinem ersten Auftritt beim Stuttgarter Turnier. „Es tut mir sehr leid, dass ich dadurch Menschen, unseren Sport und auch mich selbst in diese Lage gebracht und einige enttäuscht habe.“
Beim Debüt in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle erreichte Kukuk mit Cepano Baloubet den 30. Platz.
In die Schlagzeilen geriet er zuvor aufgrund eines Videos, das ihn beim Weltcup-Turnier in Verona zeigt. Darin ist zu sehen, wie Kukuk seine Stute Just be Gentle ausschließlich mit Schlaufzügeln trainiert.
Die Nutzung von Schlaufzügeln ist in Deutschland verboten, wie der nationale Verband FN erläutert. Die Verantwortlichen des Weltverbandes FEI griffen während des Turniers in Verona jedoch nicht ein.
Schlaufzügel sind zusätzliche Zügel, die neben den normalen Zügeln am Gebiss befestigt werden. Sie laufen durch die Gebissringe und werden vom Reiter in der Hand gehalten.
Kukuk erklärte sein Verhalten mit den Worten: „Die Situation war für mich sehr herausfordernd.“ Seine Stute sei „sehr unruhig“ gewesen. „Die 30 Sekunden im Video geben jedoch keinen realistischen Eindruck von den 45 Minuten, in denen ich mit dem Pferd gearbeitet habe.“ Leider habe sein Bauchgefühl sein rationales Denken überlagert. „Ich hielt diese Methode für den besten Weg, um die Anspannung aus der Stute herauszunehmen.“ Seine Entscheidung, nicht auf seinen Verstand zu hören, bezeichnete er als Fehler.
„Das wirft kein gutes Licht auf meine Vorbildfunktion, da gibt es keinen Zweifel“, gab Kukuk zu, der nach dem Vorfall noch den dritten Platz in Verona erreichte. Mit diesem Resultat habe die Stute gezeigt, „dass sie mir das Verhalten letztlich verziehen hat, so wie es dargestellt wurde.“
Als eine Lösung zur Verbesserung der Situation nannte der Gewinner der Goldmedaille von Paris klarere Vorschriften. „Letztlich zählt aber auch das Gespür und die Empathie – das lässt sich nicht allein durch Regeln steuern“, ergänzte Kukuk. Für ihn sei es jetzt wichtig, künftig in vergleichbaren Situationen anders vorzugehen.
In den vergangenen Tagen sei auf ihn und sein Umfeld viel Kritik und negative Resonanz, vor allem in den Medien und sozialen Netzwerken, eingeprasselt, berichtete der Reiter aus Riesenbeck. „Es ist gefährlich, die Beziehung zwischen zwei Lebewesen auf nur 30 Sekunden zu reduzieren. Man wird dadurch leicht zum Zielscheibe und gebrandmarkt – damit muss ich nun umgehen.“
Er betonte außerdem, dass die Nachrichten, die ihn erreichten, „erschreckend“ gewesen seien und er von der Dynamik überrascht wurde.