DSV-Adler: Mit Vize-Weltmeister Wellinger zurück in Topform – Silber als "Befreiungserlebnis"
Trondheim (Norwegen) – Der 29-jährige Andreas Wellinger feierte auf der späten WM-Party, als befände er sich in einem Fußballstadion. Im deutschen Teamhotel stimmte der ehemalige und nun wieder amtierende Vizeweltmeister den Stadion-Klassiker "Sweet Caroline – oh, oh, oh" an. Ein Lied, das passender kaum hätte gewählt werden können, denn in entscheidenden Momenten erinnerten die DSV-Adler an die einstige Glanzleistung der deutschen Fußballnationalmannschaft.
Besonders für den Bayern-Anhänger Wellinger stand in Trondheim das selbstbewusste Motto seines Lieblingsvereins „Mia san Mia“ im Mittelpunkt. Zwei Monate lang mussten er und seine Teamkollegen ein tiefes Tal durchschreiten, indem sie Woche für Woche Rückschläge einsteckten – oder wie Karl Geiger (32) es ausdrückte, sie bekamen "Dresche" ab. Doch rechtzeitig zur WM fanden sie wieder zueinander.
"Man darf uns Deutsche niemals unterschätzen", betonte Geiger, der ebenfalls als Vierter ein beeindruckendes Comeback gelang. Auch Bundestrainer Stefan Horngacher (55), ein gebürtiger Österreicher, hob den unerschütterlichen "deutschen Kampfgeist" hervor.
Die drängende Frage lautet nun: War der überraschende Erfolg in Trondheim nur ein kurzfristiger Ausreißer oder können Wellinger und Geiger ihr Comeback unter den Weltspitzen auf der großen Schanze endgültig manifestieren? Wellinger selbst ist von diesem Gelingen fest überzeugt.
Der WM-Erfolg stellte für den 32-Jährigen eine "Befreiung für das gesamte Team" dar, wie er erläuterte. "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir auch auf der großen Schanze erneut ganz nach oben fliegen werden", fügte er hinzu.
Noch drei Medaillen im Visier – Erfolg hebt die Erwartungen
Ein Selbstläufer ist das nicht, schließlich klafft zwischen der Normal- und der Großschanze oft ein weites Feld. Niemand weiß das besser als Wellinger, der vor zwei Jahren in Planica zunächst Silber holte und anschließend auf dem großen Bakken lediglich Platz 13 belegte. Andererseits: 2017 zeigte Wellinger in Lahti auf beiden Schanzen starke Leistungen und sicherte sich Silber, während auch Geiger 2021 doppelt erfolgreich war – mit Silber auf der kleinen und Bronze auf der großen Schanze.
Es liegt vieles in der Luft: Auf der großen Granasen-Schanze werden noch drei Titel vergeben – im Mixed (am Mittwoch), im Teamwettbewerb (am Donnerstag) und im Einzelwettkampf (am Samstag). Die gestiegenen Erfolge haben die Erwartungen erheblich angehoben. "Wir können jetzt selbstbewusst auftreten, denn wir haben eine Medaille, die uns keiner mehr nehmen kann", so Geiger, der abschließend betonte: "Auf der großen Schanze warten noch drei Medaillen auf uns."