"Wir tragen ebenfalls Verantwortung": Anklagen eines Kollegen nach dem Verlust eines jungen Radsporttalents (†18)
Zürich, Schweiz - Kaum eine Woche ist vergangen seit dem schrecklichen Unfalltod der 18-jährigen Radsport-Hoffnung Muriel Furrer, die Trauer bei ihren Kollegen ist noch immer greifbar. Andrea Raccagni Noviero, 20, aus Italien, kritisiert die mangelnde Aufmerksamkeit und Reaktion innerhalb der Radsportgemeinschaft scharf und macht schwere Vorwürfe gegen alle Athleten, ihn selbst eingeschlossen.
Er hatte geplant, wie üblich einen Beitrag mit Bildern und Eindrücken von der Weltmeisterschaft zu teilen, fand es jedoch unpassend und entschied sich stattdessen für eine Hommage an Furrer auf Instagram, auf der er "Sorry, Muriel" vermerkte.
Sein Ärger richtet sich darauf, dass trotz des kürzlichen Sturzes von Furrer kaum noch darüber gesprochen wird.
Nach Ansicht von Raccagni Noviero liegt ein fundamentales Problem im Radsport vor: Die Athleten sind zu schweigsam und akzeptieren zu viel. Für Furrer habe dies den ultimativen Preis bedeutet!
"Es ist ebenso unsere Schuld", konstatiert der Italiener. "Wenn wir zu diesem Punkt gelangt sind, dann weil wir nicht einmal versuchen, Veränderungen herbeizuführen."
"Wir betreiben einen von Natur aus gefährlichen Sport und im Moment der Entscheidung, an einem Rennen teilzunehmen, ist uns bewusst, welche Risiken wir eingehen. Doch das hier geht darüber hinaus", fügte der Fahrer des Entwicklungsteams von Soudal Quick-Step hinzu.
"Das bedeutet schlichtweg, dass die Entscheidungsträger unsere Sicherheit vollkommen ignorieren und keinerlei Respekt vor unserem Leben zeigen. Wir dulden dies, aber ist das wirklich unser Wunsch?"
Andrea Raccagni Noviero entschuldigt sich bei Muriel Furrer und ihrer Familie
Er schließt sich selbst nicht von seiner Kritik aus und bittet Furrers Familie um Entschuldigung dafür, dass er die Chance hatte, seine Stimme zu erheben, dies jedoch nie tat.
Daher appelliert er an seine Kollegen und Rivalen, das Schweigen zu brechen, wenn sie in gefährliche Situationen gebracht werden.
"Ich wünsche mir, dass jeder Fahrer, der gefährliche Situationen erlebt hat und sich nie dazu geäußert hat, sich gemeinsam mit mir bei ihnen entschuldigt. Wir müssen handeln, um dies zu ändern. Es liegt in unserer Verantwortung, denn die jüngsten Ereignisse haben gezeigt, dass etwas nicht stimmt", ruft er die Radsport-Community auf.
Er bittet auch die verunglückte Sportlerin um Vergebung: "Ich möchte mich auch bei dir entschuldigen, Muriel, denn wie jeder andere 18-Jährige verdienst du es, dein Leben in vollen Zügen zu genießen und nicht so zu verlieren."