Umbau-Desaster verhindert Zulassung: Bob- und Rodelbahn nach Renovierung zu riskant!
Innsbruck (Österreich) – Über einen Zeitraum von 20 Monaten wurde der beliebte Olympia-Eiskanal in Innsbruck/Igls umfassend saniert, doch nun steht das Projekt vor einem großen Problem: Die Bob- und Rodelbahn hat bisher keine Freigabe erhalten, da sie als zu gefährlich eingestuft wird.
Die Gefahr von Verletzungen und Stürzen für Rodler und Bobpiloten ist nach Probeabfahrten in den letzten Tagen deutlich gestiegen. Noch gravierender ist, dass der Kurs bei der vorgesehenen „Homologierung“ – also der offiziellen Zulassung durch den Internationalen Bob- und Skeletonverband (IBSF) sowie die Internationale Rodel-Föderation (FIL) – bereits zweimal durchgefallen ist.
Demnach ist es derzeit unwahrscheinlich, dass der Eiskanal für Wettkämpfe freigegeben wird. Das ist besonders dramatisch, da vom 28. bis 30. November eigentlich der Weltcup in Bob und Skeleton in Innsbruck stattfinden soll.
Die Renovierung kostete rund 31 Millionen Euro und umfasste vor allem eine Neugestaltung des unteren Drittels der Bahn. Zu den Maßnahmen gehörten der Bau eines neuen Damenstarts für die Rodler, die Errichtung eines neuen Zielhauses im Bereich des Kreisels und die Verlängerung des Auslaufs.
Insbesondere ein bestimmter Abschnitt der Bahn stellt ein großes Risiko dar: „Die Kurve 13 bis zur Ausfahrt 14 hat sich als kritische Stelle erwiesen, was ärgerlich ist, weil im Vorfeld bereits ausdrücklich darauf hingewiesen wurde“, erläuterte Christian Eigentler (42), Österreichs Cheftrainer im Rodelsport, auf der Homepage von Rodel Austria.
Der Betreiber der Bahn, die sogenannte Olympiaworld, trägt nun die Verantwortung. Bereits bei einer Begehung im Sommer hatten Vertreter der Weltverbände vor der neu errichteten Kurve 14 gewarnt. Damals zeigte sich der Olympiaworld-Chef Matthias Schipflinger (57) noch zuversichtlich: „Es handelt sich nur um eine kleine Kurve, die wir mit Beton auffüllen wollen“, so seine Aussage. Doch die Realität holte alle rasch ein.
Nachdem am Sonntag die Testfahrten der Rodler abgebrochen werden mussten, versuchten Arbeiter in einer Nachtschicht, die Probleme durch eine Veränderung des Eisprofils zu beheben. Hierfür wurde sogar Eis und Schnee aus der Eishalle Innsbruck (Tiwag Arena) sowie vom Stubaier Gletscher herangeschafft. Dennoch blieben die Maßnahmen wirkungslos.
„Es ist zwar besser als gestern, aber noch immer nicht so, dass es sicher und kontrollierbar ist. Dabei darf man nicht vergessen, dass die wenigen Testfahrten vom alten Damenstart aus durchgeführt wurden, wo die Geschwindigkeiten um etwa 30 km/h geringer sind. Wenn wir von der regulären Starthöhe starten würden, wäre das heute schlichtweg zu gefährlich“, erklärte Rodler David Gleirscher (31) in einer Stellungnahme von Rodel Austria nach den Testfahrten am Montag.
Als nächster Schritt sollen Zimmerer mit Holzbarrieren an der kritischen Stelle für mehr Sicherheit sorgen und die gefährliche Passage entschärfen. Am Freitag ist eine erneute Prüfung durch die internationalen Verbände geplant. Sollte die Bahn dann doch freigegeben werden, plant die Olympiaworld laut „Krone“ Regressforderungen gegenüber dem verantwortlichen Planungsbüro.
Während die Bobfahrer derzeit Testfahrten auf der Olympiabahn in Cortina d’Ampezzo (Italien) absolvieren, wollten die Rodler eigentlich in Innsbruck trainieren.
Nach dem Fiasko in Innsbruck reisten sie bereits am Montag ins sächsische Altenberg weiter, wo sie vorerst ihre Vorbereitung fortsetzen werden. Die Betreiber der Bahn hatten dies kurzfristig ermöglicht.