Streit im Kanu-Team: Cheftrainer gerät mit Olympia-Medaillengewinnerin aneinander
Von Gerald Fritsche
Augsburg – Kurz vor der ersten internen Ausscheidung für die Nationalmannschaften herrscht im Kreis der Slalom-Kanuten eine angespannte Stimmung.
Grund dafür ist ein Interview der Olympia-Zweiten Elena Lilik (26), das am Mittwoch in der Augsburger Allgemeinen veröffentlicht wurde. Darin wirft sie dem Deutschen Kanu-Verband (DKV) sowie dem Cheftrainer Klaus Pohlen mangelnde Wertschätzung und Anerkennung vor – eine Einschätzung, die Pohlen nicht teilen kann.
Ausgangspunkt der Auseinandersetzung war eine notwendige Hand-Operation bei Lilik. Im Anschluss plante sie, am ersten Warmwasser-Lehrgang auf La Réunion teilzunehmen.
„Dort hätte ich eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung durch Physiotherapeuten erhalten“, erklärte Lilik gegenüber der Zeitung. Kurz vor dem Abflug habe jedoch Cheftrainer Pohlen entschieden, dass sie nicht mitreisen darf.
„Wir haben die Entscheidung bereits kurz nach der OP in enger Absprache mit ihrem Heimtrainer, dem Bundestrainer sowie ihrem Vater Thomas Apel getroffen. Die Kommunikation lief stets über ihn, und die Entscheidung fiel mindestens drei Wochen vor dem Lehrgang“, erklärte Pohlen gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
„Der DKV nimmt grundsätzlich keine Athletinnen oder Athleten in der Genesungsphase mit zu einem Warmwasser-Lehrgang.“
Die Aussage Liliks, vor Ort stünde ihr ein Physiotherapeut rund um die Uhr zur Verfügung, hält Pohlen für falsch. „Wir hatten über 35 Sportler dort. Ein Physiotherapeut, der vom DKV gestellt wird, kann sich nicht zusätzlich um rekonvaleszente Athleten kümmern“, so Pohlen.
Er unterstrich, dass in Augsburg hervorragende medizinische und physiotherapeutische Betreuung gewährleistet sei und dass die Entscheidung, Lilik nicht mitzunehmen, in ihrem besten Interesse getroffen wurde.
Der Verband müsse nun intern klären, wie die Kommunikation zwischen den verantwortlichen Trainern und den Sportlern künftig besser funktionieren kann. „Ob das zu disziplinarischen Konsequenzen führt, kann ich nicht einschätzen. Das liegt in der Entscheidung anderer Personen im Verband“, so Pohlen.
Der Bundestrainer stellte außerdem klar, dass bereits seit Wochen feststeht, dass Lilik bis zu den Weltmeisterschaften im Herbst in Sydney ausreichend Zeit zur Regeneration erhält. Eine Teilnahme an der nationalen Qualifikation sei für sie nicht verpflichtend. Im Weltcup vor den Titelkämpfen habe sie die Möglichkeit, sich gegen eine dritte Athletin direkt zu behaupten.
Durch ihre olympische Medaille ist kein weiterer Qualifikationsnachweis erforderlich. Lilik muss nicht zwingend antreten, jedoch den Mannschaftsarzt von der Schweigepflicht entbinden, damit dieser Auskunft über ihren Gesundheitszustand geben kann. „Der Ball liegt bei ihr“, erklärte Pohlen.